Selbstverteidigung u. Karate in Berlin Charlottenburg-Wilmersdorf u. Trebbin - - Shotokan

Shotokan im Karateverein O-Nami e.V.

Die Stilrichtung Shotokan ist in Deutschland zur Zeit am weitesten verbreitet.

Shotokan zeichnet sich durch sehr kraftvolle, große und dynamische Bewegungen aus. Das war nicht immer so.

Am Beispiel der Fußstellung Zenkutsu-Dachi möchte ich das erläutern. Es wird immer der tiefe Stand als DAS Kennzeichen für Shotokan-Karate herangezogen. Das ist berechtigt. Man muss aber verstehen, was es damit auf sich hat. Es ist Übungszweck - ein wenig auch Kampferziehung.

Nachfolgend ein Aufsatz von Hans Kurtzweg:

Die tiefen Stellungen im Karate-Do Shotokan insbesondere am Beispiel des Zenkutsu-Dachi

Hans Kurtzweg

03. Mai 2008 - ergänzt 14.12.2016

In der Karatestilrichtung Shotokan wird von den Trainern und Lehrern stets eine tiefe Stellung (ein tiefer Stand) von den Übenden im Training verlangt. Erklärt wird dieses jedoch meist nicht. Warum soll man also eine tiefe Stellung (einen tiefen Stand) einnehmen?

Jeder Karateka kennt Zenkutsu-Dachi als DIE erste Karatestellung von der ersten Trainingsstunde an. Bis zum Schwarzgurt und weiter wird diese stets  trainiert. Dabei – und später in den anderen Karatestellungen – soll eine tiefe Stellung eingenommen werden, wobei die Hinweise auf die tiefe Stellung im Zenkutsu-Dachi regelmäßig, in den anderen Stellungen weniger regelmäßig erfolgen. Die Gründe aus meiner Sicht:

  1. Gymnastik und stärkt die Beinmuskulatur.
    Das braucht nicht weiter erläutert zu werden, denn jedem Übenden wird dieses beim Praktizieren unmittelbar klar.

  2. Bewegungsverbesserung.
    Wenn man sich aus dieser für den Kampf „unmöglichen“ Stellung geschickt bewegen gelernt hat, dann kann man es aus einer lockeren, höheren Stellung erst recht. Training soll schwieriger sein als die Anwendung.

  3. Reichweite erhöhen.
    In der (Vorwärts-)Bewegung ist das hintere, gestreckte Bein weiter in die vordere Richtung gestreckt und erhöht die Reichweite so und mindestens eine halbe Armlänge gegenüber einer hohen Stellung.

  4. Höhere Endgeschwindigkeit.
    Durch den längeren Weg der Bewegung ergibt sich für die Beine ein längerer Beschleunigungsweg nach vorne und somit das Potenzial für eine höhere Endgeschwindigkeit.

  5. Kraftvorrat speichern.
    In den tiefen Stellungen wie Zenkutsu-Dachi und später Sochin-Dachi (Fudo-Dachi) werden die Beine gebeugt und bieten sowohl für Schritt- und Konter-Bewegungen als auch für Abstoßbewegungen mit Schritt oder Gleiten eine Art gespannter Feder, die den Körper sehr schnell und unmittelbar insgesamt oder rotierend beschleunigen kann. Dazu muss natürlich genügend lange trainiert werden, so dass die Beinmuskulatur kräftig genug und schnell genug geworden ist. Der „Erfolg“ dieses Aspektes stellt sich also erst nach einigem Training ein.

  6. Dynamik in der Bewegung verbessern.
    Schritte nach vorne, rückwärts oder in andere Richtungen werden stets so ausgeführt, dass das bewegende Bein nah am Standbein vorbeigeführt wird. Das Standbein soll tief gebeugt werden, weil es zum Abschluss der Bewegung (Tritt, Stoß, Schlag, Abwehr) die Möglichkeit zur dynamischen Fortsetzung dieser Bewegung verwendet wird.

  7. Hohe Fußtechniken besser.
    Aus dem tiefen Stand wird z.B. Mae-Geri höher und mit mehr Dynamik gelingen, da das hintere Bein weiter ausholt.

  8. Willenskraft verbessern.
    Eine tiefe Stellung ist nicht einfach zu halten, da die Muskulatur ermüdet. Daher wird es Willenskraft erfordern, diese aufrecht zu erhalten. Hier wird also die Willenskraft trainiert.

  9. Geistige Einstellung.
    Zum Gegner hin wird man sich im Kampf durchaus willensstark und kämpferisch darstellen wollen („kampfbereit“). Wenn man das möchte, ist die tiefe Stellung gut geeignet, dem Gegner dieses zu demonstrieren.

  10. Keine Angst vor größeren Gegnern.
    Wer seine Beine zum Sprung spannt wie eine Raubkatze, schaut die meisten Gegnern von unten an. Wer das übt, verliert Angst vor größeren Gegnern.
  11. Körper aufrichten.
    Wer tief steht, musst häufiger hoch schauen. So erhöht sich die Chance, dass eine aufrechte Stellung körperlich (und geistig) angewöhnt wird.

  12. Angriffsflächen verkleinern.
    Unser Körper ist Angriffen gegenüber verletzlich. Sowohl Kopf als auch Rumpf gilt es hinter den (Unter-)Armen zu schützen, die dafür leider zu kurz sind. Eine tiefe Stellung verringert die Abstände des gebeugten vorderen Knies und des Ellenbogens, so dass die ungeschützten Abstände dazwischen verringert werden.

  13. Tiefer Schwerpunkt.
    Ein tiefer Schwerpunkt ist weniger wackelig. Warum das wichtig ist, sprengt den Rahmen dieses kleinen Skripts.

  14. Würfe vorbereiten.
    Würfe bereitet man mit dem wenigsten Kraftaufwand und somit am intelligentesten vor, wenn man seinen Schwerpunkt unterhalb desjenigen des Gegners hält.

  15. Kraft des Gegners in den Boden ableiten.
    Steht man tiefer als der Gegner wirkt dessen Kraft nach unten gerichtet gegen die Stellung und wird somit in den Boden abgeleitet und von diesem aufgefangen statt vom eigenen Körper

  16. Gegen einen fast-dunklen Nachthimmel kann man einen Räuber, der einen überfallen, will noch schemenhaft erkennen. Mal darüber nachdenken...

 

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