Karate-Do - Die Gegensätze und Vorurteile
Missverständnisse über Karate
Karate eilt der Ruf voraus, dass der Fortschritt der Übenden sich in der Anzahl der mit einem fürchterlichen Schlag zerteilten Dachziegel oder Bretter ablesen lässt. Das ist natürlich vollständiger Unsinn. Dazu braucht man kein Karate. Deswegen üben wir dergleichen auch nicht.
Karate ist für alle geeignet
Ebenso wird vermutet, Karate, Kampfkunst, Selbstverteidigung wäre nur für ‘eisenharte’ Kerle geeignet - ebenso Unsinn, wie die übenden Mädchen und Frauen bestätigen werden. Karate-Do ist auch nicht gefährlich, da wir ausgesprochenen Wert auf kontrollierte Bewegungen legen - auch wenn Fortgeschrittene manche Bewegungen schnell ausführen.
Ein angenehmes Umfeld
Karate-Do-Übende sind nette Leute. Gerade der Verzicht auf den filmreifen, ultimativen Schlag (den es ohnehin nur im Film gibt) hält diejenigen fern, die vielleicht danach suchen würden. In den öffentlichen Schulen und Turnhallen in Berlin-Charlottenburg und Berlin-Wilmersdorf und in Trebbin-Lüdersdorf zeigen wir es richtig.
Das Prinzip der Gegensätze
Jeder weiß, dass morgendliches Wechselduschen heiß und kalt den Körper und die Abwehrkräfte stärkt. Karate-Do wird ebenso in jeder Übung die Gegensätze suchen, allerdings auf anderer Ebene - denken Sie an Yin und Yang. Wir üben z.B.:
- schnell und langsam
- stark und schwach
- hart und weich
- fließend und stoppend
- defensiv und offensiv
- beweglich und unbeweglich
- entgegen gerichtet und ausweichend
- geben und nehmen
- konzentriert und reflexartig
- Ernst und Freude
- Offenheit und Geschlossenheit
- Anspannung und Entspannung
- Aktivität und Ruhe
Die Bedeutung von Ausgewogenheit
Gerade der letzte Punkt ist dabei von besonderer Wichtigkeit, erleben wir doch viele Menschen, die ihre Aktivität dermaßen übertreiben, dass geradezu Hektik entstehen muss. Wie soll hierbei gute Arbeit oder befriedigende Beschäftigung ohne Fehler entstehen? Das können nur Maschinen leisten.
Andererseits werden heute ausgesprochen ‘ruhige’ Kampfkünste angeboten. Die Faszination als Gegensatz zur Alltagshektik ist verständlich. Dennoch besteht die Gefahr, sich in dieser Ruhe zu 'verlieren' - sie geradezu zum Übungszweck an sich hervorzuheben. So erscheint der hektische Alltag dann oft nur noch erschreckender. Dieses Übungskonzept ist dann kaum eine Hilfe.
Das Ziel von Karate-Do
Ausgewogenheit, Gelassenheit und eine ruhige ‘Mitte’ (Hara) sowie die Fähigkeit, aus dem Zustand größtmöglicher Entspanntheit (aktive Ruhe und Gelassenheit) innerhalb kürzester Zeit geradezu explosive Bewegung zu erzeugen, ist eines der Ziele von Karate-Do (siehe Koichi Tohei, Ki im täglichen Leben, Kristkeitz Verlag, S. 227 ff). So werden Karateka befähigt, einen angemessenen, mittleren Weg zwischen den Möglichkeiten zu wählen - letztlich ausgewogene Entscheidungen zu treffen.
Diese Fähigkeit überträgt sich dann positiv auch auf den (hektischen) Alltag - ein Nutzen, der kaum hoch genug geschätzt werden kann.